Eugen Richter
1838-1906









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Politisches ABC=Buch
9. Auflage, 1898

 
 

Christlich-soziale Arbeiterpartei. [S.80] oder christlich-soziale Partei ist diejenige Gruppe, welche Hofprediger Stöcker seit 1878 in Berlin um sich persönlich versammelte. Die Agitation Stöckers in diesen Partei=Versammlungen richtete sich zuerst gegen die Sozialisten, sodann aber gegen die Fortschrittspartei und den Liberalismus überhaupt. Das Christliche in dieser Agitation gab sich vornehmlich in der Judenhetze kund, welche aus den Versammlungen der christlich=sozialen Arbeiterpartei zuerst in größere Volkskreise Berlins hinausgetragen ist. Das Programm der Partei deckt sich im wesentlichen mit dem konservativen Programm, enthält außerdem in sozial=politischer Beziehung einige im Sinne des Staatssozialismus weitergehende Forderungen. Bei den Wahlen war die christlich=soziale Partei früher stets für die konservativen Kandidaten beziehungsweise für die Kartellkandidaten eingetreten. Seit 1887 ist die Partei mehr und mehr zurückgegangen, insbesondere seitdem die Hauptspezialität der Christlich=Sozialen, die Judenhetze, auch von besonderen antisemitischen Vereinen betrieben ward und Stöcker mit dem Verlust der Hofpredigereigenschaft für viele die frühere Anziehungskraft verloren hat. Seitdem nun Stöcker aus der konservativen Partei selbst ausgeschieden ist, hat die Gruppe die letzte Bedeutung eingebüßt und wird schwerlich bei den Reichstagswahlen 1898 auch nur zu Zählkandidaten von Bedeutung irgend wo gelangen. Im Jahre 1896 hat sich aus der Christlich=sozialen Partei eine jüngere Linie die "National=Sozialen" abgezweigt (s. "Nationalsozial").